Von Harald GrossTRADITION In Marxheim wird wieder Kerb gefeiert
MARXHEIM - Terminlich orientiert sich die „Maxemer Kerb“ am Kirchweihtag von St. Georg. Die gleichnamige Kirche im Hofheimer Stadtteil Marxheim wurde am 3. Juni 1862 vom damaligen Limburger Bischof Peter Joseph Blum geweiht. Das darauf folgende Wochenende findet traditionell die Marxheimer Kerb statt. Und so starteten in diesen Tagen die Feierlichkeiten auf dem Klaraplatz mit der Hattersheimer Coverband „Was’n“, die mit populären Songs aus den vergangenen Jahren ein rasantes musikalisches Feuerwerk mit einer entsprechend rasanten Bühnenshow abfackelte.
Die geballte Kraft des Stöffchens
- INFO ZUR MARXHEIMER KERB
• Die Marxheimer Kerb findet immer am Wochenende nach dem 3. Juni (Kirchweih von St. Georg) statt
• Fünf neue Kerbeborschanwärter übernehmen Aufgaben wie das Führen von Hammel und Giggel beim großen Sonntagsumzug
• Kerbeborsch „Karl Schorsch“, eine etwa drei Meter große Strohpuppe, begrüßt zur Kerbezeit ohne Pause alle aus Richtung Weilbach kommenden Auto- und Fahrradfahrer am Ortseingang
• Alte Gepflogenheiten wurden eingebracht, wie zum Beispiel der lange vergessene Säunarbel, welcher zum Einfetten der Trummsäge für das Anschneiden des Kerbebaums absolut nötig ist
• Internet: www.maxemer-kerb.de/home/
Viel Zeit zum Ausschlafen blieb den selbst ernannten „Knoddezobblern“ und „Tresterquetschern“ nicht, denn bereits am Samstagvormittag galt es, den Kerbebaum im Wald am Rosenberg zu schlagen und auf den Kerbeplatz zu transportieren. Drei Anläufe waren nötig, um dem Kerbepublikum einen geeigneten Baum zu präsentieren. Durch eine abgebrochene Baumspitze und ein Riss im Stamm konnten zwei der bereits gefällten Bäume nicht ihrer ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden. Bevor nun die Aufstellung des 22 Meter hohen Exemplars erfolgen konnte, mussten die Kräfte der Kerbeborschen zunächst gestärkt werden. So flossen einige Schoppen der 1 500 Liter des selbst gekelterten Äppelwoi in durstige Kehlen. Erfrischt durch die geballte Kraft des Stöffchens wurde zugepackt, um den mittlerweile prächtig geschmückten Baum von einer horizontalen in eine vertikale Position zu bugsieren.
Unter lautstarken Kommandos des Kerbebaummeisters Christian Hess traten etwa 30 junge Marxheimer dieser Herausforderung entgegen. Mit acht langen Holzstangen rückten sie dem Baum zu Leibe und drückten, schoben und zogen das Objekt der Begierde Stück für Stück in die Höhe. Nach einer Stunde schweißtreibender Arbeit, immer wieder unterbrochen durch koordinative Probleme der Baumsteller, konnte das Werk bei sommerlichen Temperaturen vollendet werden und der Baum unter großem Beifall in der vorgesehenen Vertiefung verankert werden. Und nun thront „Schlackes“, die am Baum befestigte Kerbepuppe, hoch über dem Klara-platz.
Alte Wurzel und neue Zweige verbinden
„Das Zusammenspiel der Baumsteller war heute nicht optimal, es ist nicht einfach, den Ablauf flüssig zu gestalten, wenn die meisten Beteiligten nicht mehr nüchtern sind und ich meine Anweisungen ständig wiederholen muss. Aber es ist vollbracht und der Baum steht kerzengerade“, freut sich Hess, der bereits zum fünften Mal das Oberkommando bei dieser Kerbeaktion innehatte. Die Kerb solle von der Tradition her erhalten bleiben, erinnert sich der Gründungsvorsitzende der Fördergesellschaft Marxheimer Kerb, Raimund Hess, gut an die damalige Motivation der Vereinsgründung. Dieser Geist und die damit verbundene Entschlossenheit der Kerbegesellschaft, auch heute noch alte Wurzeln mit neuen Zweigen zu verbinden, kommt besonders im Bereich der Dekoration zum Ausdruck. Die für Marxheim typischen Farben Rot-Weiß treten, unter anderem im Zelt, wieder mehr in den Vordergrund. Eine kleine Gruppe aus Förderhelfern machte es sich zur Aufgabe, Teile des Ortes mit Wimpeln und kleinen Birkenbäumchen zu dekorieren. Die Anwohner sollen dadurch ermuntert werden, wie früher ihre Häuser aus Eigeninitiative für die Kerb schmücken. „Es sind die kleinen Details, die unserer Kerb einen besonderen Charme verleihen“, so Christian Schütz, frisch getaufter Kerbevater. „Daher ist für uns ein stetiger Kontakt zu den Exkerbeborschen wichtig, um solche vergessenen Traditionen wieder neu einzuführen“.
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