Alles wie immer – nur ganz anders

Die Tanzgruppe „Cosmopolitan“ der Waller Wespe begeistert mit einem Showtanz. Fotos: Peter Kolar
HOFHEIM - Es hat ein Generationswechsel im Vorstand des Hofheimer Fastnachtszug stattgefunden. Da neue Besen ja bekanntlich gut fegen und frischer Wind stets von Vorteil ist, machte sich das beim diesjährigen, traditionellen Senatsempfang bereits bemerkbar.
„Vor kurzem ist unsere Zugmarschallin Ria Firle verstorben, und unser langjähriger Erste Vorsitzende Manfred Göbgen hatte seinen Rücktritt angekündigt“, so Joachim Melzer, der neue Leiter des Vereins, in seiner Begrüßungsrede. Wenn man zwei führende Köpfe auf einmal verlieren würde, so sei das eine große Herausforderung für den neuen Vorstand. Melzer, der von seinen Freunden nur Joschi genannt wird, stellte sich zunächst einmal selbst dem erlauchten Auditorium von Senatorinnen und Senatoren vor.
„Ich bin seit 1983 mit Hofheim verbandelt, und habe hier die Fastnacht von der Pike auf gelernt“, erzählt er seinen närrischen Werdegang. Begonnen habe er als Fahnenträger beim Zug, direkt hinter dem Schild „Ewe kimmt er“. Dann wurde er genötigt, Senator zu werden und alsbald in den Vorstand gezerrt, wo er angeblich gar nichts zu machen brauche.
„Das hab ich jetzt davon“, verkündet er lachend ins Publikum. Zur Seite stehen ihm Korina Kutschmann, stellvertretende Vorsitzende, Gorazd (genannt Gogi) Koch, Schriftführer, Hans-Joachim Neumann, Kassenwart, und als Beisitzer Manfred Göbgen, mit seinem großen Erfahrungsschatz, Markus Langer, Ralph Holzhäuser, Harald Göttle, Thomas Schmitt, Wolfgang Weiffenbach und Wolfgang Reinhardt.
Melzer begrüßte diesmal nicht einzeln die zahlreich erschienenen Honoratioren und Politiker der Stadt, sondern alle gemeinsam als honorige Senatorinnen und Senatoren. Eine Ausnahme machte er allerdings bei der Ortsvorsteherin Kernstadt, Elli Wagner, die an diesem Tag Geburtstag hatte und sich gerne im Senatorenkreis feiern ließ.
Etliche Ehrungen standen natürlich auch auf dem Programm. Seit 30 Jahren Mitglied sind Inge Betzel, Ellen Eich, Armin Altenhofen, Werner Emde, Albrecht Faust, Karl Haslbeck, Dr. Helmut Luft, Alfred Meinhardt, Josef Noll, Gerhard Rembser und Wolfgang Vater. Seit 25 Jahren Senator sind Ulrich Bappert, Harald Hartmann, Berthold Knöss, Johann Pauly, Wolfgang Reinhardt und Axel Wintermeyer. Natürlich hatte auch Ambett Kathrin XXX. mit Bürger Markus und Bauer Salvatore ein Grußwort für die Senatorinnen und Senatoren parat.
Wolfgang Reinhardt führt durchs Programm
Durch das bunte Programm führte in gewohnt launiger Weise Wolfgang Reinhardt, der dem erlauchten Publikum zunächst einmal die Richtlinien des neuen Transgender Gesetzes nahebrachte. Danach brachte die Tanzgruppe „Cosmopolitan“ des Fastnachtsvereins Waller Wespe die große Welt des Musicals auf die Bühne. Ihre Darbietung aus „Tanz der Vampire“ war ein echter Hingucker!
Da ein Büttenredner leider ausgefallen war, setzte sich Reinhardt selbst erst am Vormittag an den Schreibtisch und zauberte in Rekordzeit einen Vortrag aus dem Hut. Bezug nehmend auf den letzten Supersommer und den Klimawandel trat er im weißen Kaftan, wegen der Belüftung von unten, und Häkelkäppi auf. „Fastnachtszug bei 40 Grad im Schatte, is was, was mer noch nit hatte“, reimte er. Hofheim wandelte Reinhardt in ein Sultanat um, und Gisela Stang machte er zur Sultanine. Auf den Brexit bezogen, witzelte der frühere Stadtbrandinspektor über einen angeblichen Austritt Kriftels aus dem Main-Taunus-Kreis. Landrat Michael Cyriax würde sie nun mit einem Hallenbad bestechen, aber: „Nach Hofheim tät’s Bad besser passe, des wer’n mer uns nit gefalle lasse.“
Bei der folgenden Aufnahme neuer Senatorinnen und Senatoren kam ebenfalls eine erfreuliche Neuerung zum Tragen. Statt dem Spiel à la „Wer wird Millionär“ und Fragen wie: „Wo liegt die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn?“ Antwort: „Schmelzweg!“, mussten die Protagonisten nun spontan in einem Theaterstück mit schaurigem Ausgang mitspielen: „Die Förstertochter aus dem Silberwald.“
„Das wird Probe, Generalprobe und Uraufführung auf einmal, und wahrscheinlich das letzte Mal sein, dass wir es aufführen“, erklärte Melzer schmunzelnd. Jede einzelne Aspirantin und jeder Aspirant bekam eine Rolle zugewiesen, und auch das Publikum wurde mit einbezogen. Die Klingel, der Vorhang, Bäume, Hund, Hahn, ein komischer Kauz, darunter Blitz, Donner, eine Glatze als Vollmond, ein Dudelsackspieler und die Förstertochter mit ihrem Geliebten. Das „Drama“ nahm seinen Lauf, im Saal und auf der Bühne blieb kein Auge trocken.
Kein Wunder, dass Joachim Melzer anschließend, natürlich ohne jegliche Beeinflussung des Publikums, alle Aspiranten in den erlauchten Kreis der Senatorinnen und Senatoren aufnehmen konnte. Über die Ehre freuten sich Tobias Undeutsch, Christian Hess, Stefan Rieth, Karl-Heinz Hamel, Sigrid Block und Thomas Zeller, Thomas Jung, Gregor und Angela Betzel, Alexander (Billy) und Heike Vogt, Christian Vogt, Andreas Bachmann, Andreas Nickel und Nicole Schulz, sowie Lisa-Marie und Mike Sorg.
Zum Schluss des bunten Programms sang die aus dem ShowSpielhaus bekannte Katja Gorol einige Stimmungslieder. Das sei für sie alleine hier eine Premiere, vertraute sie dem Publikum an, und sie würde sich am liebsten gleich wieder abholen lassen. Aber das Lampenfieber hatte sie nicht nötig, und mit ihrer tollen Stimme begeisterte sie das Publikum derart, dass sie sie mit stehenden Ovationen kaum von der Bühne lassen wollten. Zum Schluss der Veranstaltung wurde das Büfett eröffnet, wo sich alle nach dem langen und amüsanten Nachmittag stärken konnten. Eine Veranstaltung, die sich sehen lassen konnte, alle Anwesenden großen Spaß bereitete und dem neuen Vorstand des Hofheimer Fastnachtszugs alle Ehre machte.