Die neue Treppe zur evangelischen Johanneskirche Hofheim ist ein Abschnitt, der im Rahmen der feierlichen Wiedereröffnung nach dem Umbau hätte eingeweiht werden sollen. Die Feier fiel dem Virus zum Opfer. Jugendreferent Erin Solomon lässt sich nicht unterkriegen und hat viele Ideen, Kinder und Jugendliche trotz geschlossener Gemeindehaustüren zu erreichen.
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HOFHEIM - Die Türen sind geschlossen, es ist still geworden im Gemeindehaus der Johannesgemeinde. Gruppen, Sportkurse, Veranstaltungen und Freizeiten müssen entfallen. Als Erin Solomon im August 2019 seine neue Stelle als Jugendreferent in der Hofheimer Johannesgemeinde antrat, hatte er sich seine Arbeit sicherlich anders vorgestellt. Die Corona-Pandemie stellt den 29-Jährigen vor ganz neue Herausforderungen.
Normalerweise ist Solomon „für alles U50“ verantwortlich. Er leitet die Jugendgruppen und zwei Sportgruppen, organisiert und begleitet Familien-, Kinder- und Jugendfreizeiten sowie Sing & Pray Gottesdienste für junge Menschen. Außerdem hat er die Leitung des Teams jugendlicher, ehrenamtlich tätiger Teamer inne, die sich in der evangelischen Johannesgemeinde unter anderem in der Jungschar oder im Konfirmandenunterricht engagieren.
Jugendarbeit wird in der Johannesgemeinde neben anderen Schwerpunkten groß geschrieben. Finanziert wird Solomons Stelle über den Förderverein „Johannesfreunde“, dessen Anliegen es ist, „Jugend stark machen“. Die Gemeinde arbeitet in der Jugendarbeit eng mit dem Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) Hofheim zusammen.
Carepaket mit Klopapier als Preis
Als Solomon im Zuge des Bewerbungsverfahrens eine Konfirmandengruppe besuchte, habe er gedacht: „So muss Konfiarbeit aussehen.“ Es habe ihn regelrecht weggehauen, was hier an Jugendarbeit gemacht werde. Ein „Hammerkonzept“ findet Solomon die Zusammenarbeit mit den jugendlichen Teamern. Solomon ist in Wyoming aufgewachsen, lebt seit 2010 in Deutschland, hat den Master für evangelische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen absolviert, ist verheiratet und Vater zweier Kinder.
Und nun – ist ein Jugendreferent zu Coronazeiten arbeitslos? „Nein, wir machen ganz viel, aber es sind keine Treffen im Haus möglich“, sagt Solomon. Zum Glück gibt es die JohannesApp, die man sich kostenlos herunterladen kann.
Über diese App geben Mitarbeiter vom Schulkinderhaus „Taubenschlag“ und der Kita der Johannesgemeinde Kindern derzeit jeden Tag Tipps für Spiele und Angebote für zuhause.
In Solomons „Bibel-Blackstory“ („Black stories“ sind eine Art Ja-Nein-Rätsel nach Art der Kartenspielserie von Holger Bösch) kann man täglich online Rätsel rund um die Bibel knacken. Als Preise winken Carepakete, die, typisch für diese Zeiten, eine Rolle Klopapier, eine Packung Nudeln und Schokolade enthalten. Die Pakete werden nach Hause geliefert, und der Nachbar des Gewinners erhältlich gleich auch eines.
Tatsächlich habe er immer genug Nachschub für die Carepakete bekommen, erzählt Solomon, nur einmal habe er sich am Vorrat des Gemeindehauses bedienen müssen. Am vergangenen Montag war es geschafft: 15 bis 20 Personen hatten sich in diesen Zeiten vorgenommen, die ganze Bibel durchzulesen. Pro erobertes Kapitel hat Solomon online ein Feld auf einer Rubbelkarte freigerieben, sodass die Teilnehmer sehen konnten, was sie geschafft haben.
Zu seinen Teamern hält Solomon alle zwei Wochen über digitale Treffen Kontakt: „Auch um zu fragen, wie es ihnen geht.“ Die Teamer haben sich für die Konfirmanden zum Beispiel ein spezielles Projekt ausgedacht: Sie haben im Wald einen QR-Code angebracht, der gefunden und gescannt werden musste.
Verbindung über ein Chatprogramm
Dadurch wurden die Konfis zu einer Website weitergeleitet, auf der Aufgaben zu lösen waren. Neben gemeinsamen Kartenspielen im Netz gab es auch bereits einen gemeinsamen Online-Filmabend. „Währenddessen waren wir simultan über ein Chatprogramm verbunden, um uns austauschen zu können“, erzählt Solomon.
Derzeit ist für Pfingsten ein Jugendgottesdienst „Sing & Pray“ in Planung, natürlich draußen und mit Abstand. Im Rahmen des Gottesdienstes wird es Stationen mit verschiedenen Aufgaben geben.
„Es geht uns vor allem darum, Kontakt zu halten, und dass keiner untergeht“, unterstreicht Solomon. Er könne schwer abschätzen, ob nach der Pause alle mit großer Sehnsucht wieder herkommen werden oder sich manche nicht mehr motivieren lassen. Wenn eine bisher gut laufende Jugendgruppe wieder so richtig durchstarten darf, die alles bietet von Bibel- und Lebensthemen über Sport, Filme schauen bis hin zu Geländespielen und vor allem Spaß und Gemeinschaft, dürfte das kein Problem sein.