Der KammerChor probt unter Leitung von Hans-Georg Dechange intensiv das Oratorium „Der Tag des Gerichts“.
(Foto: Eva-Maria Homann)
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HOFHEIM - Es gibt drei gute Gründe, in ein Konzert zu gehen: ein interessantes Stück, tolle Musik und hochkarätige Musiker. All das bietet der KammerChor Hofheim mit der Aufführung des Oratoriums „Der Tag des Gerichts“ von Georg Philipp Telemann.
Ein Werk, das selten in Konzertsälen zu hören ist. Zu groß ist die Konkurrenz der berühmten Werken von Händel und Bach und die weitverbreitete Meinung über Telemann als „Vielschreiber“. Zu Unrecht, findet der musikalische Leiter des Chors Hans-Georg Dechange. „Telemann ist ein Meister der Tonmalerei und komponiert sehr bildreich.“ Das Stück sei wie ein spannendes, gut erzähltes Buch.
Bettina Feit vom Orga-Team des Chores ist überzeugt: „Das Oratorium ist ein temperamentvolles, mitreißendes und nicht so barockig konventionelles Werk.“ Es ist ein „Singgedicht in vier Betrachtungen“, ein Spätwerk Telemanns, der Text stammt von seinem Schüler Christian Wilhelm Alers. Trompeten-Fanfaren und der grollende Donner der Pauken leiten den ersten Teil ein, in dem sich die Vernunft, der Spötter und die Religion dem Unglauben entgegenstellen – „eine fast opernhafte Auseinandersetzung unter den handelnden Personen“, so Dechange.
INFO
Aufführung ist am Samstag, 24. November, 19.30 Uhr, in der Pfarrkirche St. Peter und Paul in Hofheim. Eintrittskarten sind im Vorverkauf erhältlich bei den Buchhandlungen Tolksdorf und Am Alten Rathaus in der Hauptstraße für 20 Euro, ermäßigt zehn, Abendkasse 22 Euro.
Ewige Verdammnis
Im zweiten Teil wüten die Elemente, zerreißen die Welten. Dann wird Gericht gehalten: Die Gläubigen werden Engeln gleich. Die Gottlosen geraten in ewige Verdammnis. Im letzten Teil stimmen Selige und Himmlische Lob- und Danklieder an. „Es ist eine Aufgabe, die musikalischen Herausforderungen und das Transportieren von Emotionen für das Publikum in Einklang zu bringen“, sagt Feit.
In der vorletzten Probe stimmt der weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannte KammerChor den Eingangschor an. Ganz zufrieden ist Dechange noch nicht: „Das Wort ,kommt’ hat ein singendes ,m’ und ein klares ,t’. Das muss man hören.“ Die Arbeit an der Sprachverständlichkeit spielt eine große Rolle in dem auf Deutsch gesungenen Werk. „Es rauscht. So rasseln stark rollende Wagen“: Der Chor habe viel Text, der sehr schnell gesprochen werden müsse, sagt Dechange. Die Textzeile „An der Laster grausem Heulen“ im Schlusschor der ersten Betrachtung zeichnet Telemann in der Musik mit einer schwer zu intonierenden, chromatischen Linie nach. Hier nimmt Dechange kleinere Schönheitsreparaturen mit den Altstimmen vor. Nicht nur das jubilierende „Jauchzet“ macht Lust auf mehr.
Unterstützt wird der KammerChor in dem Konzert am 24. November vom Kammerchor der Kreuzkirche Kassel, dem Hochheimer Kammerorchester unter Katrin Ebert sowie den bewährten lokalen Solisten Ulrike Morlang (Sopran), Doris Peuckert (Alt), Ralf Petrausch (Tenor) und Jochen Faulhammer (Bass). Für die anspruchsvollen Bläserpartien hat Dechange unter anderem drei Hornisten aus dem Landesjugendsinfonieorchester Hessen akquiriert.
Telemann zeige in diesem Werk noch einmal seine ganze Kompositionskunst. Seine Musik sei im Vergleich zu Bach im moderneren Stil komponiert, einfacher strukturiert, aber niemals banal, erläutert Dechange. Auf jeden Fall sei das circa 1,5 stündige Werk eine gute Gelegenheit, sich Telemanns Musik zu nähern und Neues zu entdecken. „Auch für Oratorien-Einsteiger“, sagt Feit augenzwinkernd.