LANGENHAIN - Beim Tagesordnungspunkt „Paulinenweg“ wurde nicht viel Federlesens gemacht: Einstimmig und ohne große Diskussion haben die Mitglieder des Bauausschusses am Montag der Änderung des Bebauungsplans ihren Segen erteilt.
Beschlossen werden muss die Satzung noch in der Stadtverordnetenversammlung, doch das dürfte eine Formalität sein. Der Weg für bezahlbaren Wohnraum in zwei neuen Mehrfamilienhäusern der Hofheimer Wohnungsbaugesellschaft (HWB) ist dann frei.
Entstehen sollen maximal 14 Wohneinheiten – gegen die sich vehementer Widerstand seitens der Anwohner formierte. „Wann haben wir jemals so viele Einwendungen gegen ein Bauvorhaben gehabt?“, fragte Marianne Knöss (Grüne) angesichts einer 120-seitigen Vorlage mit Kritik von 14 Bürgern und den Abwägungen der Verwaltung. „Bei den Junghainzehecken“, antwortete Rathaus-Sachbearbeiterin Ursula Nissen prompt. „Der Paulinenweg ist zwar ein vergleichsweise kleiner Plan, aber er ist sicher nicht einfach“, so Nissen mit Blick auf „umgängliche Stellungnahmen“.
Es handele sich um einen „planerischen Missgriff“, wurde vorgebracht. Die Auswahl des Paulinenwegs innerhalb von 20 möglichen Standorten für Asyl-Unterkünfte und Sozialwohnungen sei nicht nachvollziehbar.
Totale Ablehnung
Es gebe zu wenige Stellplätze, die Vorgaben zur Siedlungsdichte und zum Gebietscharakter würden nicht eingehalten, die Verkehrs- und Lärmbelastung steige unzumutbar, die Gebäude würden zu hoch errichtet, es fehle an der nötigen Infrastruktur, die umliegenden Häuser würden einen Wertverlust erfahren: Die Zahl der Gegenargumente ist Legion, das Projekt erfährt totale Ablehnung.
Die Verwaltung indes entkräftete die Vorwürfe Punkt für Punkt, und zwar offensichtlich nachvollziehbar für die Stadtverordneten. Unter anderem bringt sie vor, dass das Grundstück nicht willkürlich ausgewählt wurde. Die Stadt könne bei der Innenentwicklung in erster Linie nur auf Baulücken auf städtischem Grund und Boden zurückgreifen. Auch andere der Stadt zur Verfügung stehenden Standorte befänden sich in der Entwicklung.
Die Zahl der erforderlichen Stellplätze hänge nicht unwesentlich von den Wohnungsgrößen ab – und die stünden noch gar nicht fest. Der Stellplatznachweis bei öffentlich gefördertem Mietwohnungsbau in Mehrfamilienhäusern könne zudem um 30 Prozent gemindert werden.
Die Siedlungsdichte des Regionalen Flächennutzungsplans werde eingehalten, auch der Gebietscharakter ändere sich nicht: Schließlich sei das Gebäude Paulinenweg 47 (nur 30 Meter entfernt vom betroffenen Baugrundstück) ein Mehrfamilienhaus und damit eine „den Gebietscharakter mitprägende Anlage“. Durch die Festsetzung als allgemeines Wohngebiet sei 2009 zwar die ursprüngliche Festsetzung als Mischgebiet ersetzt worden. Die Begrenzung auf zwei Wohneinheiten gehe jedoch nicht mit einem etwaigen bauplanerischen Willen einher, eine nur dem ruhigen Wohnen dienende Siedlungsstruktur zu schaffen.
Im Gegenteil sollte auch die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes mit knapp 500 Quadratmetern offengehalten werden. Mit solch einem Anlagetyp gehe gezwungenermaßen ein erhöhtes Verkehrsaufkommen einher. „Es kann also kaum die Rede davon sein, dass der Planungsgeber mit der Begrenzung der Anzahl der Wohnungen den Charakter des Wohngebiets bestimmen wollte“, so die Verwaltung.
Kaum Zusatzverkehr
Ein Verkehrsgutachten stelle fest, dass der Neuverkehr zu „kaum nachweisbaren Mehrbelastungen im Paulinenweg und in der Folge in der Oranienstraße“ führe.
Das fragliche Grundstück sei 1 232 Quadratmeter groß, möglich seien dort zwei Baukörper mit jeweils rund 246 Quadratmetern Grundfläche. Die Doppelhäuser Paulinenweg 16-18 und 20-22 weisen eine ähnliche Grundfläche und Breite auf, erklärt die Rathaus-Verwaltung; in Bezug auf die Gebäudekubatur sei damit der Gebietscharakter gewahrt.
Zudem gebe es in unmittelbarer Nähe zum Geltungsbereich der B-Plan-Änderung bereits Mehrfamilienhäuser, und zwar in der Oranienstraße 37-39. Auch der angeführte „optische Eindruck einer Drei- oder gar Viergeschossigkeit“ wird zurückgewiesen.
Der vorgesehene Geschosswohnungsbau sei bereits in den aktuellen Kindergartenbedarfsplan aufgenommen, die Stadtbus-Linie 403 garantiere eine gute Anbindung Langenhains. Zu der Befürchtung eines Wertverlusts der bestehenden Häuser nenne der Anwalt der Anwohner keine Gründe, so dass es sich um „eine reine Vermutung“ handele.
Erster Stadtrat Wolfgang Exner (CDU) fügte an, dass die Stadt bei der Entwicklung des Standorts Höchster Straße auf einem guten Weg sei. In Sachen Thüringer Weg gestalte sich das zurzeit noch schwieriger.