Der Schornsteinfeger zählt zu einem der bekanntesten Glücksbringer hierzulande. Die Resonanz auf die immer noch schwarz gekleideten Handwerker ist durchweg positiv, weiß auch Schornsteinfegeremeister Nico Roth.
(Foto: Nico Roth)
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HOFHEIM - Zum Jahreswechsel sind sie wieder überall zu sehen: schwarz gekleidete Figuren mit Zylinder und Leiter, sei es in kleinen Klee-Blumentöpfen, aus Marzipan oder gedruckt auf Servietten. Der Schornsteinfeger zählt zu einem der bekanntesten Glücksbringer – und wer seinem Glück im neuen Jahr noch mehr Chancen geben will, umgibt sich mit einem oder mehreren Symbolen wie Klee, Schwein, Käfer, Hufeisen, Glückspfennig oder eben dem beliebten Schornsteinfeger.
Es heißt, dass etwas Asche oder Ruß vom Kaminkehrer im Gesicht das Glück herbeiruft. Seinen Ursprung hat dieser Aberglauben im Mittelalter, als Häuser leichter und häufiger Feuer fingen als heute. Der Schornsteinfeger schützte durch seine Arbeit die heimischen vier Wände, damit sie nicht vom Feuer heimgesucht wurden. Ebenso half er, Vergiftungen durch schlecht ziehende Kamine zu vermeiden. Somit brachte er Glück ins Haus.
Manchmal fasst jemand an
Heute sieht der Berufsalltag des Schornsteinfegers um vieles abwechslungsreicher aus. Selten muss er noch auf Dächer steigen und Kamine vom Ruß befreien. Dennoch ist die Resonanz auf die immer noch schwarz gekleideten Handwerker durchweg positiv.
GUT FÜRS KLIMA
Im Jahr 2001 hat die Arbeit des Schornsteinfegerhandwerks dazu geführt, dass 1,1 Millionen Mängel an bestehenden und 257 000 Mängel an neu errichteten oder geänderten Feuerungsanlagen aufgedeckt wurden. Bei 261 000 Gasfeuerungsanlagen wurde eine gefährliche Kohlenmonoxid-Konzentration nachgewiesen und abgestellt.
Die gesamte Brennstoffeinsparung betrug dadurch fast 102 Millionen Liter Heizöl und 59 Millionen Kubikmeter Erdgas. Durch diese Einsparungen wurden 377 000 Tonnen Kohlendioxid, 307 Tonnen Stickoxide und 303 Tonnen Schwefeldioxid weniger an Schadstoffen in häuslichen Feuerungsanlagen produziert.
Zur „Austauschpflicht für Ölheizungen“ sieht die Bundesregierung vor, dass ab 2026 keine neuen Ölheizungen mehr eingebaut werden dürfen. Im ländlichen Raum kommen strukturbedingt aber oft nur Ölheizungen als bezahlbare Wärmeerzeugung infrage. Ein flächendeckendes Verbot hätte also weitreichende Folgen. Aus diesem Grund wird es auch weiterhin Ausnahmen geben.
Neben Ölheizungen dürfen auch veraltete Gasheizungen unter bestimmten Bedingungen nicht mehr betrieben werden. Entscheidend sind die verwendete Heiztechnik und das Datum der Inbetriebnahme. Moderne Heizkessel arbeiten effizienter als veraltete: Das entlastet das Klima.
Schornsteinfegermeister Nico Roth bestätigt das: „Es gibt die ein oder andere Begegnung, bei der man angefasst wird, damit der- oder diejenige ein bisschen Ruß erwischt“, lacht er. Gerade ältere Menschen kennen noch die traditionellen Riten, um dem Glück auf die Sprünge zu helfen, wenn man auf einen Schornsteinfeger trifft. Das sei zum Beispiel das Anfassen, am Knopf der Jacke drehen oder sogar über die Schulter spucken.
Heute geht es bei der Ausübung des Berufs um Themen wie Technik, Überprüfung der Brandstätten und Energieberatung. Sie sind schon in der dreijährigen Ausbildung zum Gesellen die Hauptthemen. Schornsteine werden nur noch gefegt, wenn mit Holz oder Pellets geheizt wird.
Nach der Ausbildung gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich weiterzubilden. Man kann sich spezialisieren und zum Techniker oder Fachkaufmann ausbilden lassen, seinen Meister machen, selbstständig werden oder ein Studium anhängen. „Ich kann den jungen Leuten, vor allem auch handwerksbegeisterten Mädchen, meinen Beruf von Herzen empfehlen“, sagt Nico Roth. Als selbstständiger Handwerker könne er seine Arbeitszeit und die seines Angestellten sehr flexibel gestalten. „Ich würde mich über die Bewerbung einer jungen Nachwuchsschornsteinfegerin oder auch -schornsteinfegers sehr freuen“, so Roth weiter. Er habe noch einen Ausbildungsplatz zu vergeben. Die Abstandsregeln in Coronazeiten seien als Schornsteinfeger „trotz Hausbesuchen“ gut einzuhalten, ergänzt Roth, „einen Mund-Nasen-Schutz müssen wir bei unseren Tätigkeiten zwangsläufig tragen.“ Außerdem habe er durch die flexible Arbeitszeit die Möglichkeit wahrnehmen können, seine beiden Kinder beim Homeschooling zu unterstützen. Die Familie lebt seit 2010 in Marxheim, wo sich Nico Roth als ehrenamtlicher Jugendtrainer beim FC Marxheim engagiert. Er hofft, dass bald – nicht nur im Vereinssport – wieder Normalität eintritt. „Vielleicht haben wir ja Glück“, schaut er hoffnungsvoll ins neue Jahr.
Vom Fegen zur Technik
Die Bezirksschornsteinfeger sind zur Bauabnahme neuer Feuerstätten bevollmächtigt. Die Kehr- und Messtätigkeiten kann dagegen jeder zugelassene Handwerks- beziehungsweise Schornsteinfegerbetrieb übernehmen. In entsprechendem Turnus werden die Heizanlagen, seien es Gas-, Holz- oder Ölheizungen, überprüft. Heizungs- und Lüftungscheck, Dichtheitsprüfung und der Energieausweis zählen zu den Aufgaben eines Schornsteinfegers. Schornsteine, Kaminöfen, Heizkamine und offenen Kamine, Rauchrohre, Heizkessel und Lüftungsanlagen werden professionell gereinigt und repariert.