Statt Bus: das Sammeltaxi vom ZOB in Hofheim nach Bad Soden.
(Fotos: Sonja Lehnert)
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HOFHEIM - Ob das Auto streikt oder gar nicht vorhanden ist, eine geplante Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln muss im Main-Taunus-Kreis, besonders am Wochenende, gut geplant werden. Mit einer ÖPNV-Testfahrt, zu der Interessierte am Sonntag eingeladen waren, machte Die Linke.MTK auf diese Umstände aufmerksam. Das Motto lautete „Sonntags mit Bus und Bahn – möglich oder Größenwahn?“.
Zeiten nicht immer kompatibel
Die Testfahrt beschränkte sich nur auf den Main-Taunus-Kreis und dort auf eine Strecke, die per Luftlinie nur zehn Kilometer beträgt. Es sollte nichts Ungewöhnliches sein, eine Fahrt von Lorsbach in das Bad Sodener Krankenhaus, um dort am Sonntagnachmittag einen gedachten Besuch zu machen.
Für Ungeübte bedeutet schon die Lektüre des Fahrplans ein Buch mit sieben Siegeln. Wer ihn nicht in gedruckter Form zur Verfügung hat, muss ihn online lesen (können). Es stellte sich heraus, dass diese Buslinie nur an Werktagen verkehrt. Stattdessen übernimmt aber das AST, Anruf-Sammel-Taxi oder Anschluss-Sammel-Taxi, Fahrten in verkehrsschwachen Zeiten, nämlich abends, an Wochenenden und Feiertagen.
Statt Bus: das Sammeltaxi vom ZOB in Hofheim nach Bad Soden. Fotos: Sonja Lehnert
Wilfried Staub vom Fahrgastverband „Pro Bahn“ spricht über die Geschichte des Bahnhofs und Busbahnhofs, zwei weitere Teilnehmende mussten die Regionalbahn nehmen – sie hatten vergessen, die Rückfahrt anzumelden. Von links: Dr. Barbara Grassel, Wilfried Staub, Karin Lübbers, Thomas Völker und Bernd Hausmann.
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Um genügend Plätze zur Verfügung zu haben, sollte das AST gerade in Coronazeiten, wenn Abstand eingehalten werden muss, vorbestellt werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass nicht alle Mitreisende Platz finden. Nach Fahrplan steht alle 30 Minuten ein Fahrzeug – Pkw oder Kleinbus – an der Haltestelle bereit. Das AST Hofheim fährt nur auf telefonische Anforderung. Diese Fahrt kann innerhalb von 30 Minuten angetreten werden.
Vorausblickend muss auch die Rückfahrt geplant werden. Neben den Abfahrtszeiten müssen die unterschiedlichen Tarifzonen bedacht werden. Hat man eine Tageskarte gewählt, ist diese nur in der gewählten Zone gültig. Würde man dann eine andere Verbindung nutzen, zum Beispiel im Fall von Bad Soden nach Hofheim mit der Regionalbahn über Höchst, würde das einen anderen, teureren Tarif bedeuten.
Nicht immer ist der Fahrplan so geschickt zusammengestellt, dass Anschlussverbindungen noch erreicht werden. Für Fahrgäste bedeutet das gerade in den verkehrsschwachen Zeiten lange Wartezeiten, wenn einem der Anschlusszug oder -bus vor der Nase weggefahren ist. In diesem Sinne wären die Verbindungen zu verbessern und damit längere Wartezeiten für Anschlussverbindungen verkürzt. Hilfreich wären für einen Überblick über die zur Verfügung stehenden Verkehrsmittel aktualisierte Anzeigetafeln, die planmäßige und tatsächliche Abfahrtszeiten angeben – wenn sie überhaupt funktionieren. Auf Menschen mit Behinderung macht das alles einen abschreckenden Eindruck. Ganz zu schweigen vom Bahnhof in Lorsbach, bleibt schon am Hofheimer ZOB die Barrierefreiheit auf der Strecke. Einmal fehlt die angeschrägte Bordsteinkante, ein anderes Mal ein nicht angehobener Bussteig.
Die Testfahrer, die nach etwa einer Stunde den Bahnhof in Bad Soden erreichten, verzichtete auf den letzten Abschnitt der Fahrt. Vom Bahnhof zum Kreiskrankenhaus und zurück hätte die Wartezeit nicht sinnvoll genutzt werden können. Viele weitere Beispiele für lange Wartezeiten und umständliche Strecken müssen nicht lange gesucht werden. Von Eppstein führt der Fahrplan Reisende über Königstein zum Bad Sodener Krankenhaus, von Wildsachsen hätte bereits ein AST zum Treffpunkt gebucht werden müssen. Vom Busbahnhof in Hofheim zum Friedhof in Langenhain braucht es 41 Minuten und so weiter und so fort.
Takt auf eingleisiger Strecke
Während der Wartezeit am Bad Sodener Bahnhof kam Wilfried Staub vom Fahrgastverband „Pro Bahn“ hinzu. Er sprach über die Geschichte des Bahnhofs und Busbahnhofs in Bad Soden, die Sanierung des 70er-Jahre-Parkhauses und die Erwägung eines dritten Gleises. Schwierigkeiten entstehen, wenn auf eingleisiger Strecke der Takt verringert werden soll. Dann muss über Eisenbahn-Flügelung und -Kreuzung gesprochen werden. Seine Kenntnisse habe er nebenberuflich erworben, doch mittlerweile ist er ein Fachmann, der sein Wissen im Fahrgastverband gegenüber dem RMV einbringt. Der Regionalverband „Pro Bahn“ zählt 300 Mitglieder.
Dr. Barbara Grassel, Juristin (Spitzenkandidatin Die Linke zum Kreistag, zur Stadtverordnetenversammlung Hofheim und zum Ortsbeirat Lorsbach, Mitglied von „Pro Bahn“), Bernd Hausmann, Dipl. Wirtschaftsingenieur (Kandidat Die Linke zum Kreistag, zur Stadtverordnetenversammlung Hofheim und zum Ortsbeirat Lorsbach) und Kreisvorsitzender Die Linke Thomas Völker, Referent für Soziales und Gesundheit für Die Linke im Landtag (Kandidat zum Kreistag und Ortsbeirat Kernstadt) begleiteten die Fahrt.