Mittwoch,
03.05.2017 - 00:00
4 min
Wer sich engagiert, profitiert
Von Eva-Maria Homann

Viele Besucher des 2. Hofheimer Altstadtfestes nutzen den Trachtenfrühschoppen am Sonntagmorgen mit der Band „Echt guat“, um gemütlich beisammenzusitzen, mitzusingen oder sogar ein Tänzchen zu wagen. ( Foto: )
HOFHEIM - Das 2. Hofheimer Altstadtfest eröffnete am Wochenende die Saison der Straßenfeste in Hofheim und lockte vor allem am Sonntag viele Besucher in die Hofheimer Innenstadt. „Wir möchten die Menschen in die Stadt bringen“, erläutert Hauptorganisatorin und Vorstandsmitglied im Verein Industrie, Handel, Handwerk Hofheim (IHH) Eva Rembser. Der Samstagabend blieb jedoch hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Dafür gibt es seitens der Besucher und Standbetreiber zwei Gründe.
Am Sonntag strahlte Rembser mit der Sonne um die Wette. „Das Wetter ist dieses Jahr toll“, so die Eventmanagerin, die das Fest ehrenamtlich organisiert. Der IHH wird bei der Realisierung des Festes von der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt, der Stadt Hofheim und dem Vereinsring Hofheim unterstützt. Der Verein „Historische Landmaschinen Diedenbergen“ war dem Aufruf gefolgt und präsentierte sich und alte Traktoren zum ersten Mal auf dem Parkplatz Am Untertor. „Wir möchten den Verein noch bekannter machen“, erläutert der zweite Vorsitzende Patrick Amman. Das ist gelungen: Bereits am Samstagabend konnte man drei neue Mitglieder verzeichnen. Der Baseball Club Main-Taunus Redwings e. V. bot Kaffee und Kuchen, Dosenwerfen und ein Gewinnspiel an. Der Erlös geht in die Jugendarbeit. „Für uns ist die Teilnahme am Altstadtfest auch eine gute Möglichkeit zur Öffentlichkeitsarbeit“, so Clubsprecherin Angela Weck.
Nur rund sieben von mehr als 260 Hofheimer Vereinen haben sich am Altstadtfest beteiligt. „Es ist schade, dass nicht mehr Vereine die Chance nutzen, ihre Vereinskasse aufzubessern und Mitgliederwerbung zu betreiben“, sagt der Vorsitzende des Hofheimer Vereinsrings Wulf Baltruschat. „Wer sich engagiert, profitiert“, bekräftigt Rembser. Viele würden bedauern, dass es den Wäldchestag nicht mehr gebe, sagt Gerardo alias Gerhard Knoblauch vom Gäste-Eck in der Bärengasse, „aber es bringt nichts, sich zurückzuziehen und zu schmollen“. Das Altstadtfest müsse sich entwickeln und daran sollten sich mehr Bürger beteiligen.
Die Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt hatte bereits ab 1974 Altstadtfeste initiiert, die sich aber nach einiger Zeit in Konkurrenz zu anderen Festen nicht mehr rentierten, erzählt die stellvertretende Vorsitzende Renate Hofmann. Dass das Fest nun durch die IHH eine Wiederbelebung erfahre, hält der erste Vorsitzende Andreas Friedrich für gut: „Es bringt den Menschen die Altstadt näher, da die Aktivitäten über die ganze Stadt verteilt sind“.
Oldtimer on Tour
Ralf Weber, ebenfalls Mitglied der Bürgervereinigung Hofheimer Altstadt, hat zum Altstadtfest die 2. Oldtimer-Rallye organisiert. Der jüngste „Teilnehmer“ war 25 Jahre alt, das älteste Auto stammt von 1935. Albert Heckwolf war mit seinem knallroten Opel Rekord A Coupé aus dem Jahr 1965 angereist. „Das gleiche Modell war damals mein erstes Auto“, schwärmt der Oldtimer-Liebhaber. Michael Steinhauer macht die Rallye zum zweiten Mal mit. Während man zu Zielen in der Region fahre und diese besser kennenlerne, müsse man Auto- und Spaßfragen beantworten und Details zu lokaler Historie kennen, weiß er.
Savoir-Vivre
Komplettiert wird das Altstadtfest durch den französischen Markt mit seinen landestypischen Produkten. Am Freitag sei das Geschäft nicht so gut, am Samstag und Sonntag dagegen ausgezeichnet gelaufen, erzählt Fatima Dahou aus Paris, die Käse aus der Auvergne anbot. Hier hat Michael Matthes, ein in Kriftel lebender Hofheimer, mehrere Sorten erstanden. Er freue sich jedes Jahr darauf, zum französischen Markt mit Freunden zu kommen: „Hofheim hat einen Vorteil gegenüber Kriftel – es ist mehr los“. Käse und Brot würden übrigens direkt vor Ort verspeist, erzählt er. Angesprochen auf die Preise meint der gelernte Koch: „Hochwertiges Essen hat seinen Preis, das ist doch okay“.
Musik für jeden
Live-Musik spielte auch wieder eine zentrale Rolle auf dem Altstadtfest. In der ganzen Stadt gab es bereits am Samstagabend Ohrenschmaus für jeden Geschmack: Funk und Soul in der Unteren Hauptstraße, Folk am Bornplatz, Blues in der Oberen Hauptstraße oder 80er-Jahre-Hits auf dem Tivertonplatz, wo es richtig voll war. An anderen Orten blieb die Besucherzahl überschaubar.
Die Stimmung sei trotzdem gut gewesen, erzählen Gäste. „Wenn ein Fest um 18 Uhr eröffnet wird, die Läden um 18 Uhr schließen und die Bands teil erst gegen 20 Uhr anfangen zu spielen, muss vielleicht was am Zeitkonzept geändert werden“, rät Besucherin Kerstin Viertel.
Auch dass die Stände und Veranstaltungsorte zu auseinandergerissen seien, war ein Kritikpunkt. Man werde alle Anregungen für eine Nachbesprechung aufnehmen, beteuert Rembser. „Ich bin der Meinung, dass wir so ein Fest brauchen, das gehört zum Leben einer Stadt dazu“, so Baltruschats Fazit.