Daniel Seidel und Friederike Leisener zeigen eine Seite mit Eugen, dem Wal und Seepferdchen Arthur aus ihrem Kinderbuch „Arthur will helfen“.
(Foto: Daniel Seidel und Friederike Leisener)
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HOFHEIM/TS - „Verletze niemanden, vielmehr hilf allen, soweit du kannst.“ Mit diesem Kernsatz umschreibt der Philosoph Arthur Schopenhauer (1788 – 1860) seine Mitleidsethik. Durch das Mitleid werde der Egoismus überwunden, und der Mensch identifiziert sich mit dem anderen durch die Einsicht in das Leiden der Welt. Nur dadurch kann der Wille, die treibende Kraft nach Schopenhauer, sich selbst am Leben erhalten.
Geboren und aufgewachsen in Kriftel, in Hofheim ihr Abitur gemacht, heute in Kirchheim unter Teck zu Hause, hat sich Friederike Leisener (40) gemeinsam mit ihrem Ehemann, Daniel Seidel (39), in den vergangenen zwei Jahren intensiv mit diesem philosophischen Grundgedanken beschäftigt. Die Herausforderung bestand darin, entlang des Schopenhauer’schen Satzes das Kinderbuch „Arthur will helfen” zu gestalten.
Für Schopenhauer ist Mitleid die Triebfeder für gegenseitige Hilfe und Rücksichtnahme. Diese Gefühlsebene, die in Schopenhauers Position zu finden ist, spiegelt sich auch in dem Buch wider. Spannung und Fantasie sowie liebevoll gezeichneter Charaktere laden große und kleine Leser dazu ein, den philosophischen Gehalt der Geschichte gemeinsam zu ergründen und mehr über Schopenhauers Philosophie zu erfahren.
Daniel Seidel und Friederike Leisener zeigen eine Seite mit Eugen, dem Wal und Seepferdchen Arthur aus ihrem Kinderbuch „Arthur will helfen“. Foto: Daniel Seidel und Friederike Leisener
Die Unterwasserwelt von Seepferdchen Arthur und seinen Freunden ist farbenfroh und ausdrucksstark gestaltet. Foto: Harald Gross
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Mitfiebern und mitfühlen
Während stundenlanger Arbeit haben die beiden Autoren und Illustratoren eine fröhliche Unterwasserwelt in stimmungsvollen Bildern geschaffen. Von Anfang an sei klar gewesen, das Buch soll Spaß machen, bunt sein und zum Mitfiebern und Mitfühlen anregen. In einem Blog auf der Internetseite startnext.com berichtet Leisener über die Entstehung der Charaktere des Buches: „Als wir die Figuren gemalt haben, haben wir sehr auf den emotionalen Ausdruck der Figuren geachtet. Fröhlichkeit, Mitleid, Erleichterung, Ärger, Ekel, Freude, Sorge, Zuneigung, Zufriedenheit – das alles haben wir unseren Figuren ins Gesicht gemalt.“
Bevor es jedoch soweit war, haben die beiden Autoren zunächst den Buchmarkt mit dem Blick auf bereits vorhandene Werke dieser Art sondiert. Dabei stellten sie fest, dass ein Bilderbuch, welches eine konkrete philosophische Position aufgreift und diese für Kinder und Erwachsene begreiflich macht, nicht zu finden war. Somit konnte ihre konkurrenzlose Idee konzeptioniert und in die Tat umgesetzt werden. Doch leichter gesagt als getan.
„Zunächst mussten wir unsere Figuren entwickeln. Die ersten Gehversuche waren dabei wenig überzeugend. Also haben wir uns sehr lange und intensiv Bilder und Videos von Buckelwalen und Seepferdchen angeschaut“, beschreibt Seidel die ersten Schritte im Prozess der Buchgestaltung. „Es war auch gar nicht so einfach, die grobe Idee in einen kindgerechten und ansprechenden Text zu überführen. Immer wieder haben wir unterschiedlichste Vorschläge und Gegenvorschläge gegeneinander abgewogen oder ganz neue Ideen eingebracht“, ergänzt Leisener. Als einen Vorteil sieht Leisener die Tatsache, dass das Buch ohne ökonomischen Druck entstehen konnte. Während ihrer Elternzeit konnten die beiden studierten Philosophen und Bildungswissenschaftler das Buchprojekt in den vergangenen Monaten so gestalten, wie sie es gerne haben wollten. Mit der Freiheit, die Familie während dieser Zeit nicht vernachlässigen zu müssen und einer guten Portion Gelassenheit seien sie von Seite zu Seite gekommen.
Für die beiden Autoren bedeutet Philosophie eine Form der geistigen Beschäftigung, die noch nicht überall angekommen ist und angenommen wird. Philosophie sei ein Türöffner, der in vielen persönlichen Bereichen bestimmte Situationen im Leben besser verständlich mache. Sich Gedanken machen, kräftig widersprechen, zu einer eigenen Position finden: Das alles sei Philosophie und gehöre genauso in unseren Alltag wie unser Mitgefühl und unsere Bereitschaft zu helfen. Auch wenn nach Ansicht von Leisener und Seidel philosophische Überlegungen stärker im Alltag integriert sein sollten, wollen sie mit ihrem Buch keinen moralisierenden oder politisierenden Anspruch erheben. „Wir sind auch keine Engel, die ausschließlich vernunftbegabt durch die Welt schweben. Trotz des philosophischen Kerns ist es ein Buch zum Gernehaben, das viel Freude und Spaß bringen soll“, so Leisener.
Zum Inhalt des Buchs
Eugen, der Wal ist krank und bringt mit einer Erkältung die Welt der Riffbewohner kräftig durcheinander. Schon bald ist klar: Der Wal braucht einen Schal. Seepferdchen Arthur begibt sich auf die Suche. Doch erst mithilfe seiner Freunde kann Arthur dem Wal helfen. An die Geschichte anknüpfend machen sich die Riffbewohner Gedanken über das Helfen. Was treibt uns zur Hilfe an? Wie fühlt es sich an, nicht helfen zu können? Wo liegen die Grenzen des Helfens? Ein Seeigel lässt sich darüber mit locker gereimten Sinnsprüchen aus, die schon junge Leser zum Weiterdenken und Nachfragen anstiften. Auch Erwachsene erhalten Gedankenfutter: Am Ende des Buches wird auf einer Doppelseite die philosophische Position Arthur Schopenhauers kurz und verständlich dargestellt.
Von der Idee, über Text, Layout und Illustration lag alles in der Hand der beiden Autoren. Um nun auch den Druck des Buches finanzieren zu können, haben sie ein Crowdfunding-Projekt auf der Internet-Plattform www.startnext.com/ arthurwillhelfen eingerichtet. Hier können kleine und große Leser nicht nur die Fertigstellung des Buches unterstützen, sondern auch bereits ein Exemplar bestellen und weitere Einzelheiten zu diesem Projekt erfahren.