Mitreißender Vortrag von Paul Hindemiths vor 100 Jahren entstandener Cellosonate durch das Ehepaar Michael und Wiltrud Veit, Violoncello und Klavier. Im Publikum sieht man den Geiger Boris Kottmann, der zuvor mit Mozart und Clara Schumann das Programm gestaltete.
(Foto: Wolfram Jörke)
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HOFHEIM - Das Programm einer Empfangs-Soirée, mit der am Sonntag im Schönborn-Saal im Kellereigebäude (Burgstraße) in Hofheim die 37. Internationalen Musiktage Hessen Main-Taunus Hofheim eröffnet wurden, spielte mit Bezügen zu Frankfurt. Wolfgang Amadeus Mozart, Clara Schumann, Paul Hindemith und Felix Mendelssohn-Bartholdy hatten alle eine besondere Beziehung zu Frankfurt. Mit dem Eröffnungskonzert wurden Kurse für Violine und Violoncello eingeleitet, die am 5. Oktober mit einem Schlusskonzert mit Teilnehmern der Kurse an gleichem Ort enden werden.
Mozart ist zwei Mal in Frankfurt gewesen: als Wunderkind 1763 und mit geringerem Erfolg 1790 bei den Krönungsfeierlichkeiten für Kaiser Leopold II. Im Wesentlichen in seine Mannheimer und Münchener Zeit fallen jedoch die so genannten Kurfürstinnen-Sonaten aus der Zeit um 1778, die alle bis auf die letzte Sonate zweisätzig, jeweils auf den langsamen Satz verzichten.
Boris Kottmann, Violine, und Ioana Delioran, Klavier, interpretierten die e-Moll Sonate daraus. Die für Mozart ungewöhnliche Moll-Tonart erklärt sich aus dem Tod der Mutter in diesem Jahr, in dem etwa auch die a-Moll Klaviersonate entstand. Manches an dem Stück weist in der Stimmung auf die Romantik voraus, dann aber wird Mozart wieder förmlich und knüpft in kontrapunktischen Phasen an den Dresdner Komponisten Joseph Schuster an, dessen Duetti ihm Anlass und Vorbild für seine Sonaten hier waren. Im Spiel der Interpreten hörte man im Klavier den klaren Ton der Klassik und etwas rauer im Klang, in gekonntem Dialog die Violine.
Clara Schumann, deren 200. Geburtstag vor wenigen Tagen anstand, wirkte ab 1878 als Lehrerin am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt und sie ist 1896 in Frankfurt gestorben. Ihr war es im Wesentlichen zu verdanken, den Kompositionen ihres Mannes als gefeierter Pianistin zu ihrer Zeit zum Durchbruch verholfen zu haben. Von ihren eigenen Kompositionen sprach sie gelegentlich als „Frauenzimmerarbeit“, nach dem Tod ihres Gatten (1856) gab sie das Komponieren (von wenigen Stücken abgesehen) auf.
Ihre Romanzen für Violine und Klavier op. 22 waren dem Freund Joseph Joachim gewidmet und entstanden in der letzten Zeit eines noch glücklichen Zusammenlebens mit Robert Schumann vor dessen Zusammenbruch. Wie zuvor bei Mozart bestimmte auch hier eine gewisse Schwermut den Ausdruck im Andante molto, während im Allegretto sich die Interpreten spielerisch ausleben durften.
Eindeutiger Höhepunkt im Programm war Paul Hindemiths Sonate für Violoncello und Klavier op. 11 Nr. 3. Hindemith war gebürtiger Hanauer und ist in Frankfurt gestorben. Die Sonate spielte äußerlich mit Bezügen zu Gedichten Walt Whitmans auf den Tod Abraham Lincolns, entscheidender ist aber Hindemiths Vermerk auf der später bearbeiteten Partitur: „Hier wird gemausert“. Mit Mausern meinte er die eigene Entfaltung als expressionistischer Musiker, mit hämmernden Ostinato und schroffer Dynamik. Das Duo Michael und Wiltrud Veit bot hier einen höchst virtuosen und ausdrucksvollen Vortrag, der in der typischen Sprödigkeit Hindemiths einen eigenen Ausdruck suchte und ein Feuer entfachte, dass das Publikum mit sich reißen musste.
Felix Mendelssohn-Bartholdys Lied ohne Worte, op. 109, bedeutete da einen quasi versöhnlichen Ausklang mit wieder singendem Violoncello. Mendelssohns Bezug zu Frankfurt, das sei angemerkt, war seine Frau Cécile Jeanrenaud, die Tochter einer Frankfurter Theologenfamilie.