HOFHEIM - Wie geht es den Hofheimerinnen und Hofheimer in der Corona-Krise? Zum achten Mal fängt unsere Artikelreihe Stimmen ein, die von den Sorgen und Problemen verschiedener Unternehmen, Gastronomiebetriebe und Vereine erzählen. In der heutigen Ausgabe erzählt Dr. Eva Scheid aus Sicht des Hofheimer Stadtmuseums.
Eva Scheid (Leiterin Stadtmuseum): „Für uns im Museum hat sich die Situation seit Schließung am 17. März für den Publikumsverkehr komplett verändert. Kommt man ins Haus, wirkt alles etwas surreal. Es ist so still und leer hier. Keine Einzelbesucherinnen und -besucher, die Fragen zur Ausstellung haben, keine Abendveranstaltungen wie etwa die Filmvorführungen im Rahmen des Naturfilmfestivals Ende März.
Befremdliche Stille
Vermisst wird auch das lebendige Intermezzo tagsüber durch einen gebuchten Kindergeburtstag. Die Stille ist nicht wohltuend, sondern eher befremdlich. Sicher, wir beantworten Auskünfte am Telefon, Handwerker nehmen unaufschiebbare Termine wahr, aber der persönliche Kontakt und die direkte Kommunikation mit den Besucherinnen und Besuchern fehlen. Dies betrifft auch den Austausch mit den ehrenamtlichen Kräften des Stadtmuseums.
Wir hatten unsere aktuelle Sonderausstellung „Die Sammlung Kyritz. Ein erster Blick“ gerade einmal zwei Wochen geöffnet, bevor wir sie am 17. März schließen mussten. Ob die Ausstellung mit historischen Aufnahmen geschoben und verlängert werden kann, ist in der Diskussion. Unser Beitrag zum Internationalen Museumstag am 17. Mai, welchen wir als Familientag mit dem Lions Club Hofheim unter dem Motto „Unser Museum für alle: Treffpunkt Bunt!“ konzipiert und organisiert haben, wird ins nächste Jahr verschoben, nachdem der Deutsche Museumsbund beschlossen hat, dass der diesjährige Museumstag ausschließlich digital stattfinden wird. Hierzu werden wir einen Beitrag leisten. In den ersten beiden Wochen drehte sich alles um die bange Frage: Welche Ausstellungen und größeren Veranstaltungen können wir in diesem Jahr noch präsentieren? Unser Museum ist eingebunden in eine Zusammenarbeit mit weiteren Museen. Die nächste Ausstellung „Ingrid Hornef. Zeitgleich – Spielfelder des Zufalls“ sollte ab 19. April zeitgleich mit einem französischen Museum präsentiert werden. Diesen Ausstellungstermin haben wir erst einmal auf einen Eröffnungstermin Anfang Juni verschoben. In Frankreich wird die Ausstellung erst gar nicht mehr zu sehen sein.
Am 15. März endete auch die Ausschreibung zum Marta Hoepffner-Preis für Fotografie 2020. Das Thema „Fremder Blick“ wurde auf vielfältige Weise interpretiert, die Qualität der eingereichten Arbeiten lässt eine spannende Ausstellung erwarten. Die Jury wird dabei erstmals online tagen.
Ausstellungseröffnung und Preisverleihung werden dem heutigen Stand nach zum geplanten Termin, am 21. Juni, realisiert werden können. Verschoben haben wir gemeinsam mit den Kollegen beim Stadtmuseum Engen unser Ausstellungshighlight für dieses Jahr. „Hölle & Paradies. Der deutsche Expressionismus um 1918“ konnte dort nur vier Wochen gezeigt werden, dann musste auch diese Ausstellung geschlossen werden. Nachdem alle 14 Leihgeber zugestimmt hatten, legten wir fest, die Ausstellung bis Mitte September in Engen zu zeigen und sie in Hofheim erst am 27. September zu eröffnen.
2021 ist voll in Arbeit
Auch da, wo wir Leihgaben zu Ausstellungen zur Verfügung gestellt haben, werden die Ausstellungen verschoben, etwa im Zeppelinmuseum Friedrichshafen und im Van Gogh-Museum in Amsterdam. Hoffentlich können alle diese Vorhaben realisiert werden. Ansonsten sind Planungen und Konzepte für 2021 auch bereits voll in Arbeit, ist ein Museum doch immer viele Monate im Voraus mit seinen Ausarbeitungen beschäftigt.
Nichtsdestotrotz bleibt jetzt auch Zeit für Vorhaben, die schon länger anstehen – die Aufarbeitungen und depotmäßige gute Lagerung unserer aus der Bürgerschaft erhaltenen Künstlernachlässe zum Beispiel; auch die Erstellung eines Konzepts für eine online abrufbare digitale Objektsammlung.
Unsere Nachricht an alle Kunstinteressierten ist: Wir sind für Sie da, telefonisch Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr. Wir können unsere geplanten Ausstellungen zeitlich nach hinten verlegen, sodass wir Ihnen wie gewohnt ein abwechslungsreiches Programm bieten können. In der Zwischenzeit würden wir uns freuen, wenn Sie uns auf Facebook und Instagram folgen.“