Dekanatskantorin Katharina Bereiter begleitet die gewünschten Musikstücke am Klavier, an der Orgel, am Harmonium und am Cembalo. Einige Abendlieder spielt sie mit der Blockflöte; Bratsche, Schlagzeug und Vibraphone hätte sie ebenfalls im Angebot.
(Foto: Sonja Lehnert)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
HOFHEIM - Mit den letzten Sonnenstrahlen begann am Sonntagnachmittag ein Streaming-Hauskonzert zum Mitsingen. Bis die Dämmerung einsetzte, konnten viele Zuschauende, die seit Langem das Singen vermissen, endlich wieder aus voller Kehle mitsingen.
Zwar nur in den eigenen vier Wänden, dafür aber mit einer überraschenden Auswahl an Reformations-, Sankt Mar-tins-, Laternen- und Abendliedern. Begleitet wurden die Gesangsfreudigen von der Dekanatskantorin Katharina Bereiter, die in ihren Privaträumen in Hofheim von Instrument zu Instrument wechselte, gefilmt von ihrem Mann Ronny Bereiter.
Als einzige Voraussetzung war die Verbindung zum Internet nötig, um sich bei sublan.tv einzuloggen. Ganz ohne Zutrittscode oder ein besonderes Programm. Nachdem Dekanatskantorin Bereiter in einladender Atmosphäre die Kerze in einer bereitstehenden Laterne angezündet hatte, wanderte sie damit zum ersten Liederblock am Klavier. Da sämtliche Martinsumzüge ausfallen mussten, sollten doch einige Lieder und die Sankt Martins-Geschichte an den Brauch erinnern, singend mit Laternen durch die Straßen zu ziehen.
Wunschblöcke zum Mitgestalten
Bekannte und unbekannte Martins- und Laternenlieder konnten aus den ersten beiden Blöcken gewünscht werden. Für die Eingabe der gewünschten Nummern stand ein Textfeld zur Verfügung, in das auch persönliche Grüße und Wünsche eingetragen werden konnten. Beiträge wie „Ein ganz herzliches Danke für dieses wunderschöne Konzert, das in der jetzigen Zeit etwas Licht und Hoffnung bringt. Bitte bleiben Sie gesund“ oder „Herzliche Grüße aus Wiesbaden-Delkenheim. Es ist sehr schön, dass man bei Ihrem Konzert auch mitmachen kann“, waren zu lesen. Der erste Wunschblock sah wie folgt aus: Los ging es mit „Sankt Martin ritt durch Schnee und Wind“, als Nächstes kam „Martin, Martin, guter Mann“ gefolgt von „Als Martin ein Soldat noch war“, „Ein armer Mann“ und „Es dunkelt früh der Abend schon“.
Ihm folgten weitere drei Wunschblöcke, die während der Abstimmungsphasen von Katharina Bereiter musikalisch am Klavier, an der Orgel, mit der Blockflöte, am Harmonium und Cembalo untermalt wurden. Es waren Nocturne von Frédéric Chopin, kleine Nocturnes von Daniel Hellbach, Bearbeitungen von Abendliedern von Hans-Jürgen Hufeisen, die Träumerei von Robert Schumann und ein Abendlied aus Johann Sebastian Bachs Schemelli-Liedern. Sie alle stimmten auf einen ruhigen Sonntagabend in friedlicher Atmosphäre ein.
Zum Mitsingen wurden die Liedertexte eingeblendet, zuvor spielte die Dekanatskantorin die Melodien zum Einstimmen. Das Martinslied „Als Martin ein Soldat noch war“ erinnerte an das festliche „God Rest Ye Merry Gentlemen“, ein englisches Weihnachtslied. Katharina Bereiter erzählte, wie viele Martinslieder sie bereits gesammelt hatte und einige – wie dieses – zu ihren Lieblingsliedern wurden. Die Luther- und Abendlieder, begleitet an der Orgel und am Harmonium, schlossen den Konzertabend ab.
Von der nahen Johanneskirche luden die Glocken zum Gottesdienst ein, Katharina Bereiter blieb noch die Einladung zu zwei weiteren Konzertabenden am zweiten Adventswochenende und zwischen den Jahren. „Halten Sie ihre Instrumente bereit“, sagte sie, „es darf mitgespielt werden.“
Sublan.tv als Pilotprojekt
Sublan.tv ist nicht erst seit den Einschränkungen durch Corona aktiv. Die evangelische Kirche testet schon seit geraumer Zeit mit diesem Pilotprojekt den digitalen Gottesdienst und kann gerade jetzt auf die Erfahrungen zurückgreifen. Interaktive Gottesdienste laden ein, mit eingereichten Themen an der Gottesdienstgestaltung mitzuwirken. Katharina Bereiter wurde von einem der Initiatoren, Rasmus Bertram, angesprochen und bereitete bereits von März bis Mai Wunschliederblocks vor. „Die Auswahl der Stücke und deren Vorbereitung macht die meiste Arbeit“, erklärte die Musikerin. Es sei zwar ein merkwürdiges Gefühl, nicht zu wissen, wer und wie viele dann beim Konzert zuschauten, aber diese Zeit sei entspannt, und im Nachgang schaue sie gerne die Kommentare an.