Hofheim"Das Buch ist spannend, aber nicht blutrünstig. Und es kommen Charaktere vor, die mir am Herzen liegen", beschreibt Autorin Tamara von Werthern ihren neuen Lokal-Krimi aus der "Philipp-Reihe". Die gebürtige Hofheimerin, die seit 1998 in London lebt, war am vergangenen Wochenende extra in ihrer Heimatstadt eingeflogen, um ihr neues Werk zu präsentieren. Bei der Signierstunde in der Buchhandlung Am Alten Rathaus ging es zu wie im Taubenschlag. Viele Krimifreunde aus der Kreisstadt wollten eine persönliche Widmung für ihr "Ach Du liebe Zeit!" ergattern, und die 41-Jährige versah geduldig ein Buch nach dem anderen mit einer Karikatur ihres Hauptdarstellers "Philipp".
Überraschung für den Vater
Die Vorlage für den Hofheimer Privatdetektiv, der schon im ersten Band "Ich glaub es hackt!" ermittelt, lieferte niemand anderes als Tamaras Vater höchst persönlich. Freiherr Philipp von Werthern ist in der Kreisstadt "bekannt wie ein bunter Hund". Apropos Hund - auch Philipps treuer Golden Retriever Maschka darf in den Büchern nicht fehlen. Dass ihre Lokal-Krimis derart "einschlagen", hätte die zweifache Mutter nicht erwartet. Der erste Band war eigentlich nur als Geschenk zum 60. Geburtstag ihres Vaters im vergangenen Jahr gedacht.
Ihre Schwester schlug vor, im Rahmen der Feier eine Lesung abzuhalten. 30 Bücher hatte Tamara drucken lassen. Die Gäste waren so begeistert, dass diese in kürzester Zeit vergriffen waren. Mittlerweile sind 500 Bücher über die Ladentheke gegangen. "Wenn wir große Feste feiern, ist es bei uns üblich, dass Reden gehalten und Sketche aufgeführt werden", berichtet Philipp von Werthern. "Tamara hat mich mit dem Buch total überrascht." Schon zum 40. Geburtstag habe sie eine Rede für ihren Vater gehalten. Bereits da sei ihr klar geworden, dass sie als Tochter die eine oder andere Geschichte über ihn zum Besten geben kann, die das Publikum amüsiert, erzählt die sympathische junge Frau. Zum 50. Geburtstag drehten die Geschwister einen Film für den Jubilar. Ein Jahr vor der Party zum 60. Geburtstag sei ihr die Idee von dem Krimi gekommen. "Zeitgleich habe ich allerdings ein Theaterstück geschrieben. Da musste das Buch so nebenher laufen." Die Hofheimerin, die an der Main-Taunus-Schule ihr Abitur machte, hat in London Englische Literatur und Theater studiert sowie einen Master in Regie gemacht. Sie arbeitet bei Nick Hern Books (Verlag für Theaterliteratur) und schreibt Theaterstücke in englischer Sprache. Ihre Stücke wie "The White Bike" werden in England nicht nur gespielt, sondern auch verlegt. "Ich habe nun mal so einen Vater, der ein Typ ist. Da muss man nichts erfinden", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Weil ihr Erstlingswerk so gut ankam, machte sich die Autorin gleich im Januar daran, den zweiten Band zu schreiben. "Ich glaube, die andere Sichtweise, die ich habe, weil ich woanders lebe, spricht die Menschen an. Ich habe einen etwas anderen Zugang zu Hofheim." Dennoch sei sie sehr in ihrer Heimatstadt verankert. Sie kenne einige irische Schriftsteller, die in London leben und deren Bücher auch in ihren kleinen irischen Heimatorten spielen. In "Ach Du liebe Zeit!" sei vieles sehr fiktiv. "Viele Lebensumstände von Philipp stimmen nicht mit der Wirklichkeit überein." Wer den Freiherrn von Werthern kennt, kommt beim Lesen allerdings nicht aus dem Schmunzeln heraus. Nur zu gerne liest er die eine oder andere Passage aus dem Lokal-Krimi vor, wenn er zu Hause Gäste hat.
INFO
Die beiden Lokal-Krimis der Philipp-Reihe "Ich glaub es hackt!" und "Ach Du liebe Zeit!" sind in der Buchhandlung Am Alten Rathaus erhältlich.
Seiner Tochter Tamara hat Philipp früher sehr viel vorgelesen. "Astrid Lindgren habe ich als Kind geliebt. Deshalb würde ich sagen, mein Privatdetektiv ist auch eine Mischung aus Kalle Blomquist und Cormoran Strike (der Hauptfigur von JK Rowlings Robert Galbraith Krimi-Serie)." Ihr nächstes Ziel sei nun, einen Verlag zu finden. Dann wird es sicherlich auch einen dritten Band des Hofheimer Lokal-Krimis geben. "Ich würde aber auch gerne einen Roman schreiben", so die 41-Jährige. Leicht falle es ihr nach so vielen Jahren in England nicht, auf deutsch zu schreiben. Sie habe aber eine sehr gute Lektorin. Auch Vater Philipp hat den zweiten Band vor der Veröffentlichung gelesen. "Ich sage dann zum Beispiel: Den Namen kannst Du nicht nehmen. Den gibt es in Hofheim wirklich", schmunzelt er.
Der Freiherr, dessen Mutter eine Gräfin zu Castell-Castell war, liebt Krimis. "In seiner Wohnung hat er immer einen irgendwo rumliegen, Gesicht nach unten", plaudert Tamara aus dem "Nähkästchen". Auch wenn sie ein Fan der düsteren skandinavischen Krimi-Literatur sei, schreibe sie gerne humorvoll.
Wie gut diese Eigenschaft in Hofheim ankommt, wurde auch bei der Lesung am Abend deutlich. Rund 80 Philipp-Fans nahmen an der Veranstaltung teil und freuen sich schon heute auf Band 3.