Die Malerin Doris Brunner mit ihren Exponaten afrikanischer Impressionen.
(Fotos: Harald Gross)
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HOFHEIM - Das Damoklesschwert schwebt schon seit längerer Zeit über Veranstaltungen, die erst durch eine größere Besucherzahl lebendig werden. Nun sind zumindest Teile des Schwertes über dem Wallauer Fachwerk abgestürzt.
Die bestehenden Corona-Auflagen, die den Aufenthalt mehrer Menschen in einem geschlossenen Raum betreffen, sollten umgangen werden. Daher planten die Verantwortlichen des Fachwerks, die Vernissage zu ihrer Ausstellung „Afrika ... Kontinent der Gegensätze” außerhalb des Rathausgebäudes zu installieren.
Starke Farben und großartige Menschen
In Absprache mit der Stadtverwaltung sollten acht Zelte auf dem Platz vor dem Rathaus aufgebaut werden. Den Besuchern wurden hier nicht nur Speisen und Getränken sowie afrikanische Musik des ghanaischen Künstlers Kotey Niikoi in Aussicht gestellt. Eine multimediale Präsentation mit Film- und Fotovorführungen sollten für einen informativen und kurzweiligen Aufenthalt in der kleinen Zeltstadt sorgen. Jedoch erreichte zwei Tage vor Eröffnung der Ausstellung den Vorsitzenden des Wallauer Fachwerks, Hans-Peter Krecker, ein Anruf der Stadt Hofheim. Das Telefonat machte die Mühen der Vorbereitung und Organisation zunichte – aufgrund gestiegener Corona-Infektionszahlen sah sich die Hofheimer Administration gezwungen, die Vernissage abzusagen. Bedauerlicherweise können kulturell und künstlerisch geprägte Veranstaltungen in Zeiten von Corona so ihren Verlauf nehmen. Die Pandemie verlangte von Veranstaltern und Künstlern einen ungewöhnlich hohen Aufwand, der schlussendlich nicht von Erfolg gekrönt werden konnte.
Die Malerin Doris Brunner mit ihren Exponaten afrikanischer Impressionen. Fotos: Harald Gross
Zwei Frauen an ihrem Stand auf einem Markt in Kapstadt, fotografiert von Hans-Peter Krecker.
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Allerdings können die unseligen Umständen nicht davon ablenken, dass den vertretenen Künstlern des Fachwerkes eine beeindruckende Ausstellung gelungen ist. Die ausgestellten Exponate mussten auch nicht gänzlich auf ihre Besucher verzichten. Zwar gab es keine offizielle Eröffnung, die Freunde der Kunst konnten jedoch in Gruppen bis zu sechs Personen an Führungen im Rathausfoyer teilnehmen. Mit starken Farben, ausdrucksvollen Gemälden, Fotografien und Skulpturen bringen die Ausstellungsstücke nicht nur das Flair endloser Landschaften und traumhafter Sonnenuntergänge in das Rathaus. Es sind vielmehr die Menschen des Kontinents, die im Fokus der Künstler stehen. „Großartige Menschen“, wie es die Malerin Doris Brunner formuliert. Das Land Mali hat sie auf ihren Reisen besonders fasziniert. „Alles schimmert hier sandfarben, hochgewachsene und stolze Frauen, die in farbenprächtigen Gewändern erscheinen und alles auf ihrem Kopf transportieren, zeichnen ein wundervolles Bild“, berichtet Brunner. Eine weitere Besonderheit entdeckte die Malerin im Antlitz der Menschen in Mali: „Oftmals stand ich vor den Menschen des Landes und habe einfach nur gedacht: ‚Mein Gott, wie schön sie sind’.“ Aber auch althergebrachte Kulturgüter wie Masken und Tänze sowie das noch immer vielerorts vorhandene Handwerk hat die Künstlerin beeindruckt. So ist es auch nicht verwunderlich, dass arbeitende und ruhende Hände als Motive in Brunners Bildern zu finden sind. Aber auch mit Füßen, die oft weite Wege ohne Schuhwerk bewältigen müssen, hat sie sich künstlerisch auseinandergesetzt.
INFO
Ausstellung „Afrika ... Kontinent der Gegensätze”
Rathaus Hofheim, Chinonplatz 2, 65719 Hofheim
Besichtigung und 30-minütige Führung nur mit Anmeldung:
am 16. Oktober, 17 bis 19 Uhr, 17. und 18. Oktober, 15 bis 17 Uhr
am 23. Oktober, 17 bis 19 Uhr, 24. und 25. Oktober 15 bis 17 Uhr
Anmeldung: Im Internet: www.wallauer-fachwerk.de oder telefonisch: (0 61 96) 58 04 33
Ausdrucksstarke Porträts afrikanischer Frauen, auf großformatige Leinwände gemalt von der Kelkheimer Künstlerin Inge Müller, fordern den Besucher zum Verweilen auf, um in den Gesichtern die Geschichten aus dem Leben der Frauen zu lesen. Zu den Bildern inspiriert wurde Müller durch Berichte und Fotografien in einem deutschen Nachrichtenmagazin. Tief berührt habe sie auch die Lektüre des Buches „Die geraubten Mädchen – Boko Haram und der Terror im Herzen Afrikas“. Das Porträt der kapverdischen Sängerin Césaria Évora sei aus großer Zuneigung zu ihrer Musik und ihren Liedern entstanden, die ihr in der Kindheit oft vorgesungen wurden.
Humor und Leichtigkeit im Zwischenraum
Eigene Geschichten soll der Betrachter auf einem Spaziergang durch die zahlreichen farbenfrohen Bilder von Annette Stachs entstehen lassen. „Lebendigkeit, Begegnung, Bewegung, der Dialog mit Fläche und Linie sowie der Ausdruck der Farbe“, beschreibt Stachs die wesentlichen Aspekte in ihrem malerischen Ansatz. Inspirieren lässt sie sich durch Menschen und die Natur in ihrer näheren Umgebung. Familiär ist die Künstlerin seit vielen Jahren mit dem Senegal verbunden. „Malerisch bin ich dort besonders durch Begegnungen mit Menschen in der Gemeinschaft angeregt. Oft mit Luftigkeit, Humor und Leichtigkeit im Zwischenraum“, so Stachs.
Die künstlerische Fotografin Beate Kupka hat in ihren Bildern das nordafrikanische Land Marokko auf das Wesentliche reduziert. Wie in vielen ihrer Werke geht es der Künstlerin nicht darum, das vordergründig Sichtbare zu zeigen, sondern das Wesen hinter ihren Themen herauszuarbeiten. Bei ihren Exponaten handelt es sich um Druckgrafiken, die als Derivate von Fotografien entstanden sind, die Kupka während einer 14-tägigen Radreise durch Marokko aufgenommen hat. „Die Grafiken kommen mit wenig Farbe aus und entwickeln ihre plakativ symbolische Kraft, indem auf Farbverläufe verzichtet wird. So entsteht das magische Blau für die Weite des Himmels über Marokko. Das Braun bezieht sich auf lehmfarbene Festungen aus alter Zeit und den Sand der nahen Sahara“, beschreibt die Künstlerin ihre Arbeiten.