Andrea Simons Blicke richten sich aufs Detail und die kleinen Sequenzen.
(Foto: Joachim Hopp)
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HOFHEIM - 2020 feiert TANZPLAN 30-jähriges Bestehen. Seit der Gründung in Frankfurt am Main fand eine kontinuierliche Entwicklung der künstlerischen Inhalte statt. Die Gründerin, Andrea Simon, verlieh Tanztheater, Film und interdisziplinären Projekten in über 75 Produktionen ihren Ausdruck.
Vom Kind der ersten Klasse bis zum Erwachsenen vertiefen sich auch ihre Tanzschülerinnen und -schüler in Contemporary Dance, Improvisation, Kreativen Tanz und Modern Dance, erweitern ihre Kenntnisse und Interessen in Choreographischen Workshops, nehmen teil an interdisziplinärer Projektarbeit und wirken – bei besonderer Begabung – im Performanceensemble mit. „Ich handle mit Blick auf das Kind. Jedes Individuum wird auf Augenhöhe wahrgenommen und weiter geführt“, erklärte die Künstlerin.
Zur Feier des Jubiläums war in die Stadthalle eingeladen. In einem sechsteiligen Programm sollte noch einmal die interdisziplinäre Bandbreite der künstlerischen Darstellungsformen auf die Bühne gebracht werden. Ein organisatorischer sowie arbeitsintensiver Kraftakt, der am Ende aufgrund der Corona-Schutzmaßnahmen nicht stattfinden konnte und bedauerlicherweise auch nicht nachzuholen sein wird.
Andrea Simons Blicke richten sich aufs Detail und die kleinen Sequenzen. Foto: Joachim Hopp
Aus dem Tanz-Fotokunstbildband „Rendezvous mit Rosa“, einer gemeinsamen Arbeit mit Andreas J. Etter. Foto: Andreas J. Etter
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„geschichten erzählen...“ lautete der Titel der Veranstaltung. Sie sollte kleine poetische Sequenzen beinhalten, mit dem Film „Am Anfang hell, am Ende dunkel“ aus dem Jahr 2014 als Bestandteil. „Im Erzählen von kurzen Geschichten finde ich mich wieder“, sagte die Künstlerin, „gleich in welcher Kunstform.“
Schwerpunkt verlagert sich
Der Film erhielt zahlreiche Festivaleinladungen und Auszeichnungen. Es waren Live Painting auf der Bühne mit Nicole Wächtler geplant, ein Live Video-Act der Künstlerin Claudia Pense, in Kooperation mit Andrea Simon und Vanja Dingeldein (Live Musik) sowie die Live Kamera von Joachim Hopp zu einem Solo von Andrea Naumann.
INFO
Derzeit bietet die Plattform www.artmaintaunus.de Tipps für den häuslichen Kulturgenuss als Alternative zu den geschlossenen Kulturstätten. Mit einem Passwort, frei zugänglich oder gegen Bezahlung auf freiwilliger Basis werden unter anderem Ausmalbilder und Bilderbücher für Kinder, Maltutorials, Meditationsanleitungen oder auch der Film „Am Anfang hell, am Ende dunkel“ (in deutscher wie in von den Kindern selbst synchronisierter englischer Fassung) sukzessive bereitgestellt.
„geschichten erzählen...“ sollte noch einmal mit dem jungen Tanzplan-Ensemble und vielen professionellen Gästen die Bühne bespielen, bevor Andrea Simon zu neuen Ufern aufbricht.
Ihr Weg zeichnet sich jedoch schon geraume Zeit ab. Die Performance-Künstlerin wendet sich mehr und mehr dem narrativen Element und zur Installation zu, jedoch immer im Dialog mit der ihr eigenen Choreografie. Sei es die Installation „Corner, poetischer Protest“ in der Ausstellung „Taunus Kunst Triennale“ im Stadtmuseum Hofheim, in der Andrea Simon auf bestürzende Weise auf die aktuelle Lage vorgegriffen hatte, oder das Kuratieren der neu ausgerichteten Ausstellung im Landratsamt Hofheim „Ins Grüne“, die noch bis zum 3. Juni zu sehen ist. Seien es die hochästhetischen Bildbände, gemeinsam verwirklicht mit dem Fotografen Andreas J. Etter, oder die mit internationalem Lob und Auszeichnungen versehenen Filme wie „Ente, Tod und Tulpe“ oder „Am Anfang hell, am Ende dunkel“.
Ein Weiteres ist der Kunstwettbewerb des Main-Taunus-Kreises „Intermezzo“, dessen Initiatorin Andrea Simon ist. In seinem zehnten Jahr fragt der Wettbewerb 2020„Was ist Wirklichkeit?“ und fordert Kunstschaffende und Kinder in zwei Varianten auf, Variation Schulraum und Variation Freiraum, drei Monate lang gemeinsam an einem künstlerischen Projekt zu arbeiten. Jede Kunstform ist darin willkommen und erhält nach der Auswahl durch eine Jury eine Anschubfinanzierung. Die Bewerbungsfrist läuft noch bis zum 5. Juni (www.mtk.org/intermezzo).
Alles gerinnt zur Geschichte
„Griffige, kleine Geschichten, das ist meine Natur“, sagte Andrea Simon, „ich bin kein Romancier.“ Das wird sich auch in der Folgeausstellung „Wirklich?“ in der Kunstsammlung Landratsamt in Hofheim im Herbst wieder zeigen sowie im 2021 erscheinenden Bildband „Tanzkind“, gemeinsam erarbeitet mit Achim Reissner. Weitere Blicke richtet sie auch 2021/22 aufs Detail und die kleinen Sequenzen. Das sind Ausstellungen im Badehaus Bad Soden, eine Einzelausstellung sowie zusammen mit Künstlerkollegen von artmaintaunus dann auch im Nassauer Hof, Hattersheim, und an weiteren Kunstorten. „In der aktuellen Rückzugssituation eröffnen sich mir wieder Räume ruhigeren Arbeitens. Ich wünsche allen, dass die Versuche, das Beste daraus zu machen, gelingen“, sagte Andrea Simon im Gespräch.