Die Aufnahme von Josef Nix zeigt den „Büttelturm“.
(Fotos: Josef Nix / Stadtarchiv Hofheim)
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HOFHEIM - (red). „Spotlights – Fundstücke aus dem Stadtarchiv“, so heißt ein neues Projekt auf der Seite des Hofheimer Stadtarchivs auf der Homepage www.hofheim.de. In regelmäßigen Abständen werden hier unterschiedliche Fotos, Schriftstücke, Plakate und was das Archivmagazin sonst noch hergibt, präsentiert und erläutert. Mal informativ, mal kurios, die Mischung macht’s.
Anlässlich des deutschlandweiten Festjahres „2021JLID – Jüdisches Leben in Deutschland“ macht den Auftakt ein Foto aus dem Nachlass von Josef Nix. Es wurde am 12. August 1931 aufgenommen und zeigt einen Blick durch das Burggrabengässchen von der Burgstraße aus. Ganz hinten im Bild erkennt man eines der markantesten Gebäude der Hofheimer Altstadt: den Büttelturm, liebevoll auch Türmchen genannt. Ehemals Teil der nach der Verleihung des Stadtrechts ab 1352 erbauten Stadtbefestigung, diente der obere Teil des Turms bis circa 1780 als Wohnung für den Gerichtsdiener, damals Büttel genannt.
1787 versteigerte die Stadt den für sie inzwischen entbehrlichen Turm an einen Privatmann. Wie lange der Turm in Privatbesitz blieb, ist nicht bekannt. Fest steht aber, dass irgendwann zwischen 1795 und dem Anfang des 19. Jahrhunderts die jüdische Cultusgemeinde Hofheim den Turm erwarb und hier ihre Synagoge einrichtete. Und eben an dieser Stelle kommt dem Foto aus dem Nachlass von Josef Nix eine ganz besondere Bedeutung zu. Wenn man genau hinsieht, erkennt man auf der Spitze des Turms einen sechszackigen Davidstern.
Die Aufnahme von Josef Nix zeigt den „Büttelturm“. Fotos: Josef Nix / Stadtarchiv Hofheim
Ausschnitt aus dem Foto rechts.
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Auf keinem anderen Foto im Stadtarchiv ist dieses Symbol zu sehen und der Turm somit auch äußerlich eindeutig als Synagoge zu erkennen. Wahrscheinlich wurde der Stern erst recht spät auf dem Gebäude angebracht, vielleicht bei der großen Renovierung der Synagoge 1925. Damals entstanden in dem zweistöckigen Gebäude 20 Sitzplätze für männliche und zehn für weibliche Gemeindemitglieder.
Der nun erstmals dokumentierte Davidstern spielt eine zentrale Rolle in einem Zeitzeugenbericht zur Reichspogromnacht am 9. November 1938, in der auch die Hofheimer Synagoge verwüstet und die Inneneinrichtung zerstört wurde. Nach den Schilderungen des Hofheimers Joseph Rufa wurde ein ansässiger Handwerker, vermutlich Schmied oder Schlosser, gezwungen, den Stern vom Dach zu holen und in seiner Werkstatt ein Hakenkreuz anzufertigen, das an dessen Stelle angebracht wurde.
Ende des Jahres 1938 musste die Cultusgemeinde das Gebäude der Stadt unentgeltlich übertragen. Nach 1945 wurde das Türmchen für unterschiedliche Zwecke genutzt, bis 1982 der Umbau zu einem Restaurant begann.
„Schauen Sie doch mal vorbei, das nächste Fundstück kommt schon bald. Die Spotlights sind unter www. hofheim.de im Bereich Kultur /Stadtarchiv/Projekte/Fundstücke zu finden“, teilt die Stadtverwaltung mit.