Die Wahl-Hofheimerin und Musikerin Jeanine Krause (links) und der Zauberkünstler und Liebhaber klassischer Musik, Stefan Alexander Rautenberg, gestalten Kästners Gedichtzyklus „Die dreizehn Monate“ in einem sprechenden Konzert im Schönbornsaal des Kellereigebäudes.
(Foto: Eva-Maria Homann)
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HOFHEIM - „Bezaubernd und verzaubernd“: Zu einem besonderen Konzert hatte die Hofheimer KulturWerkstatt am Sonntag eingeladen. Die Wahl-Hofheimerin und amerikanische Musikerin Jeanine Krause und der Zauberkünstler und Liebhaber klassischer Musik Stefan Alexander Rautenberg gestalteten den Gedichtzyklus „Die dreizehn Monate“ von Erich Kästner als sprechendes Konzert. „Als die Anfrage kam, ob wir die Aufführung unterstützen, mussten wir nicht lange überlegen“, sagt Heidi Werkmann von der KulturWerkstatt. Das Programm der beiden Künstler ist brandneu. Die Zuhörer durften anschließend Feedback zu der Generalprobe abgeben.
Von Tango zu Kästner
1952/53 verfasste Erich Kästner den Gedichtzyklus „Die dreizehn Monate“, der alle vier Jahreszeiten und zwölf Monate des Jahres umfasst. Kästner erklärt im Vorwort, er schreibe die Gedichte als „ein Großstädter für Großstädter“, der sich auf die Schönheit des Kreislaufs der Jahreszeiten und der Natur besinnen wolle. „Sie hatten Strauch und Baum und Wiese aus den Mauern gejagt. Die Jahreszeiten finden in der Markthalle statt. In den Blumenläden und auf den Gemüsekarren“: Der Zyklus sei, wie viele Werke Kästners, immer noch aktuell, so Werkmann.
Über die Begeisterung fürs Tango tanzen und klassische Musik haben sich Krause und Rautenberg kennengelernt. Gemeinsam erfüllten sie den langjährigen Traum von Kästner-Fan Rautenberg, aus den Gedichten ein sprechendes Konzert zu gestalten. Als Amerikanerin habe sie Kästners Werke 2007 über die Aufführung „Emil und die Detektive“ an der Musikschule Hofheim kennen und lieben gelernt, erzählt Krause.
INFO
Wer Interesse an dem Programm, Tour-Daten oder an einem Engagement hat, melde sich unter der E-Mail Info@sprightlycompanions.com bei den Künstlern.
Stefan Alexander Rautenberg spricht Kästners phantasievolle Gedichte als Magier der Worte mit wohldosierter Gestik und Schalk im Nacken. Im Gedicht kämen die Worte Magie und Zauber vor, daher öffne er auch seinen Zauberkasten, so Rautenberg. Beeindruckend war unter anderem sein Fächerspiel. Flugs entstanden aus einem wie eine Ziehharmonika gefalteten Blatt Papier der Schirm der Mary Poppins, der Sessel des Sherlock Holmes oder eine Wiege - heißt es doch zu Beginn in Kästners Januargedicht: „Das Jahr ist klein und liegt noch in der Wiege“.
Jeanine Krause hatte acht Instrumente, je vier verschiedene Flöten und Oboen, dabei. Darauf interpretierte sie den Charakter jedes Gedichtes musikalisch durch die wohlüberlegte Auswahl passender Instrumente und Werke aus dem barocken, klassischen und modernen Repertoire. Es ist eine Kunst Krauses, dass oft das Gefühl aufkam, als spielten mehrere Musiker. Auf einen tiefen, dominante Ton, folgt von der Seite eine wehmütige Melodie, schwirrt von oben ein scherzhaftes Motiv herein. Im Gedicht zum Mai heißt es: „Fährt nun der Mai, der Mozart des Kalenders, aus seiner Kutsche grüßend, über Land.“ Wie treffend, dass Krause dazu Themen aus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ auf der Sopraninoflöte virtuos erklingen ließ. Zum Juli wählte sie „Summertime“ von Gershwin, überraschend gespielt auf der Oboe da Caccia, einer tieferen Unterart der Barockoboe, die vor rund 300 Jahren erfunden wurde. „Die Gedichte sind so vielfältig, bunt und reich, wir hören immer wieder etwas anderes heraus“, so Krause. So habe sich das Programm immer weiter entwickelt.
Hofheim ist seit 20 Jahren Krauses Lebensmittelpunkt. 20 Jahre lang hat sie an der Musikschule Hofheim unterrichtet. Einige ihrer Schüler sind bei Jugend musiziert Preisträger geworden. Außerdem hat sie mehrere Jahre Bläser der Sinfonietta Hofheim gecoacht. „Hofheim hat in der Sinfonietta eine echte Perle“, unterstreicht sie.
Und wie lautet nun das Feedback zum sprechenden Konzert? „Eine gelungene Mischung aus Musik, Erzählung und Zauberei“, schreibt ein Ehepaar ins Gästebuch, und eine Zuhörerin setzt noch einen drauf: „Bitte auch als Hörbuch!“