Theorie anschaulich erklärt: Tanja Pinckert zeigt ihren Schützlingen an einer beweglichen Gliederpuppe, worauf es beim Rückschwung ankommt.
(Fotos: Tanja Pinckert / VRM Lokal)
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HOFHEIM - Im vergangenen Jahr wurde mit Pauline Schäfer eine deutsche Turnerin Weltmeisterin am Schwebebalken. In diesem Jahr finden die Turnweltmeisterschaften in Stuttgart statt. Turnen steht momentan in Deutschland hoch im Kurs. Auch in Hofheim träumen junge Athletinnen von einer großen Turnkarriere. Gespannt sitzen die Mädchen um ihre Trainerin herum. Diese erklärt gerade an einer beweglichen Gliederpuppe, worauf sie genau beim Rückschwung achten sollen. Dann wird es ausprobiert. Vom unteren Holm des Stufenbarrens, den sie gerade so mit den Händen erreichen können, versuchen die Mädchen, bis in den Handstand zu schwingen. „Kunstturnen ist nicht zu vergleichen mit Kinderturnen. Das ist schon echter Leistungssport“, sagt Tanja Pinckert. Die für die jüngsten Leistungsturnerinnen verantwortliche B-Lizenz-Trainerin stellt klar, dass es nicht nur darauf ankommt ein Turnelement zu schaffen, sondern es möglichst perfekt auszuführen. Das gilt auch schon bei den Jüngsten. Gefragt sind daher neben Kraft, Beweglichkeit, Ausdauer und Mut auch eine gewisse Beharrlichkeit und ein Hang zum Perfektionismus.
Derzeit machen sich zehn junge Turnerinnen zwischen sechs und acht Jahren in einer sogenannten „Talentfördergruppe (TFG)“ der Main-Taunus-Schule in Hofheim „auf den Weg zu Olympia“. Hierauf werden sie in einem kindgemäßen turnspezifischen Training vorbereitet. Die Turntalente stellen sich den schwierigen Anforderungen des „Olympischen Programms des Deutschen Turnerbundes“. Darin sind für die einzelnen Jahrgänge an den vier Geräten Sprung, Stufenbarren, Schwebebalken und Boden die Übungen haarklein festgelegt, in denen sie sich in Wettkämpfen auf hessischer Ebene messen. Jede Pose und Handbewegung sind genau vorgeschrieben. Selbst kleine Fehler, nicht gestreckte Knie, Fußspitzen oder Wackler werden vom Wettkampfgericht mit Abzügen bestraft.
Training drei- bis viermal pro Woche
Um diese Übungen möglichst fehlerfrei absolvieren zu können, trainieren die jungen Mädchen drei- bis viermal pro Woche jeweils zwei Stunden. Anfangs geht es vor allem um solide athletische Grundlagen wie Körperspannung, Stützkraft, stabile Rumpfkraft und Beweglichkeit. Später kommen die Turnelemente aus den verschiedenen Übungen hinzu.
Mit spätestens acht Jahren können die talentiertesten Mädchen ins Leistungszentrum nach Frankfurt wechseln, um dort ihren „Traum von Olympia“ weiter zu verfolgen. Oder sie können mit einer guten turnerischen Grundausbildung in das „normale“ Wettkampfturnen im Rahmen ihres Vereins zurückgehen und hier Wettkämpfe von Gau- bis auf Bundesebene bestreiten.
Das Training findet in der Brühlwiesenhalle der Main-Taunus-Schule in Kooperation mit dem TV 1860 Hofheim statt, ist aber auch offen für Turntalente aus anderen Vereinen des Main-Taunus-Kreises. Die Trainingsbedingungen sind nahezu ideal. In einem Drittel der Dreifeldhalle sind alle Turngeräte bereits fest aufgebaut. Damit entfällt der zeitintensive Auf- und Abbau, es kann also direkt mit dem Aufwärmen begonnen werden, bevor es an die Geräte geht.